Sprachen über die Sicherung der sozialen Infrastruktur: (v. l.) Ludger Schröer (Vorstand Caritasverband Rheine), Dominique Hopfenzitz (Vorstand Caritasverband für die Diözese Münster) Jens Spahn (Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion) und Dieter Fühner (Vorstand Caritasverband Rheine).
Die Sicherung sozialer Infrastruktur ist eine zentrale Voraussetzung dafür, dass Menschen in Deutschland verlässlich betreut und versorgt werden können - und dass Fachkräfte dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Darüber sprachen Vertreter der Caritas heute mit dem Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Jens Spahn, in der Geschäftsstelle des Caritasverbandes Rheine.
Am Gespräch nahmen Dieter Fühner und Ludger Schröer, Vorstände des Caritasverbandes Rheine, sowie Dominique Hopfenzitz, Vorstand des Caritasverbandes für die Diözese Münster, teil. Im Mittelpunkt stand das 500-Milliarden-Euro-Sondervermögen des Bundes und die Frage, wie Investitionen künftig auch die Infrastruktur der freien Wohlfahrtspflege stärker berücksichtigen können.
"Soziale Infrastruktur ist die Grundlage dafür, dass Menschen gepflegt, begleitet und betreut werden - und zugleich dafür, dass Eltern und Angehörige ihrer Arbeit nachgehen können", betonte Dominique Hopfenzitz. "Wenn Betreuung ausfällt, fehlen am Ende Fachkräfte - gerade im Mittelstand. Investitionen in soziale Infrastruktur sind deshalb immer auch Investitionen in wirtschaftliche Stabilität und Versorgungssicherheit."
Die freie Wohlfahrtspflege trägt einen wesentlichen Teil dieser Infrastruktur: bundesweit mit rund zwei Millionen Beschäftigten, etwa drei Millionen freiwillig Engagierten und einem Immobilienbestand von rund 100.000 Gebäuden. Gleichzeitig ist die bauliche Substanz vieler Einrichtungen stark veraltet. Rund vierzig Prozent der Gebäude im Bereich Pflege und Gesundheit wurden vor 1979 errichtet, insgesamt 92 Prozent der sozialen Infrastruktur stammen aus der Zeit vor 2010. Studien, unter anderem des Öko-Instituts, weisen auf einen erheblichen Investitionsstau hin.
Neben der baulichen Situation wurde auch die digitale Infrastruktur intensiv diskutiert. Moderne IT-Systeme, Cybersicherheit und digitale Dokumentationslösungen seien notwendig, um Mitarbeitende zu entlasten und bei zunehmendem Fachkräftemangel eine gute Versorgung sicherzustellen. Diese Investitionen seien bislang jedoch nur unzureichend über bestehende sozialrechtliche Finanzierungsmodelle abgedeckt.
"Gerade im Pflege- und Gesundheitsbereich zeigt sich, wie groß der Bedarf ist", erklärte Ludger Schröer, Vorstand des Caritasverbandes Rheine. "Soziale Infrastruktur ist Teil des gesellschaftlichen Gesamtbildes. Sie entscheidet darüber, ob Versorgung gerecht verteilt ist und Kommunen handlungsfähig bleiben."
Der Caritasverband Rheine arbeitet bereits an digitalen Lösungen in der Pflegedokumentation. "Wir haben Jens Spahn heute eingeladen, sich diese Praxis vor Ort anzusehen", sagte Dieter Fühner, Vorstand des Caritasverbandes Rheine. "Solche Beispiele machen deutlich, welches Potenzial in Digitalisierung steckt - aber auch, dass diese nur mit zusätzlichen Investitionsmitteln umsetzbar ist, die derzeit nicht über die Pflegesätze refinanziert werden."
Jens Spahn zeigte sich offen für den weiteren Austausch: "Eine gute Versorgung der Menschen ist ein zentrales Anliegen", so der erfahrene Gesundheitspolitiker. "Mich interessiert sehr, wie Digitalisierung und moderne Infrastruktur konkret helfen können, Qualität zu sichern und Abläufe zu verbessern. Das schaue ich mir gern weiter an - auch vor Ort -, um zu prüfen, wie solche Ansätze künftig besser unterstützt werden können."
Die Caritas dankte Jens Spahn für das offene und konstruktive Gespräch. Der Austausch habe für die Caritasvertreter deutlich gemacht, dass soziale Infrastruktur bei den anstehenden Bundeshaushaltsplanungen ab 2027 stärker in den Blick genommen werden müsse - nicht nur als soziale Aufgabe, sondern als Voraussetzung für funktionierende Versorgung und einen stabilen Arbeitsmarkt.