Ein Moment, in dem mir das Herz aufging
Zu den vielfältigen Aufgaben der Freiwilligendienste gehört auch die Betreuung von Kindern mit Behinderung.
„Jeden Morgen, wenn ich zum Dienst komme, nimmt mich Marie in den Arm und lächelt mich an“, erzählt Karolina Ptok. „Für mich heißt das, dass wir eine Beziehung aufgebaut haben und Marie mir vertraut.“ Auch Sarah Neier erzählt von ihrer Begegnung mit Karl. „Er wollte zuerst nicht mit mir spazieren gehen. Doch eines Tages bestand er darauf, von mir an die Hand genommen zu werden. Ich glaube, er wäre sonst keinen Schritt weiter gegangen. Das war so ein Moment, in dem mir das Herz aufging.“
Es geht nicht um das, was uns trennt, sondern um Gemeinsames
Nach dem Abitur wollte Sarah Neier studieren, aber in welche Richtung es gehen sollte, das hatte sie noch nicht klar. Das FSJ erschien als gute Möglichkeit, sich beruflich zu orientieren. Karolina hatte im Radio von der Möglichkeit des Bundesfreiwilligendienstes erfahren. „Nach der Hospitation im Caritas-Kinder- und Jugendwohnhaus war mir sofort klar, dass ich das machen will.“ Am Anfang hatte Karolina schon Berührungsängste. Sie kannte eigentlich gar keine Menschen mit Behinderung. Das hat sich allerdings schnell gelegt. „Viele hier sind so offen auf mich zugegangen, dass meine Unsicherheit bald verflog“, erzählt Karolina. Auch für Sarah war der Kontakt zu Menschen mit Behinderung eine neue Erfahrung. Das Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung empfindet sie heute viel selbstverständlicher. „Die Menschen hier sind nicht anders als man selbst. Es geht nicht um das, was uns trennt, sondern vielmehr um Gemeinsames.“
Beruflich orientieren und soziale Kompetenzen einbringen
Freiwilligendienste bieten eine gute Möglichkeit, sich beruflich und persönlich zu orientieren. Um dieses Ziel zu erreichen, nehmen die Freiwilligen an den Bildungsseminaren ihrer Träger teil und lernen, das eigene Handeln zu reflektieren. „Meine Anleiterin hat mir zurückgemeldet, dass ich viel offener und selbstsicherer geworden bin“, berichtet Sarah. „Das gibt mir jetzt mehr Sicherheit im Umgang mit anderen Situationen und Menschen.“ Ebenso stolz blickt Karolina auf ihr bisheriges Tun zurück. „Es gibt immer wieder kleine Herausforderungen. Wenn ich diese dann gemeistert habe, freue ich mich.“ Die Freiwilligen haben im Wohnverbund vielfältige Aufgaben. Sie arbeiten in der Pflege, helfen in der täglichen Versorgung mit und gestalten die Freizeit zusammen mit den Bewohnern.
FSJler und BFDler erhalten Taschen- und Verpflegungsgeld, sind sozialversichert und haben einen Urlaubsanspruch. Das Jahr kann auf Wartezeiten für ein Studium angerechnet werden und ein Zeugnis hilft bei späteren Bewerbungen. Wer über 27 Jahre ist, kann noch einen BFD machen.
Karolina wird sich nun als Erzieherin bewerben. Ihre Tätigkeit im Kinder- und Jugendwohnhaus hat sie hierin bestätigt. Und auch Sarah Neier weiß jetzt, wie es für sie weiter geht. „Soziale Arbeit studieren“, sagt sie und strahlt. „Ich hätte vorher nie gedacht, dass ich beruflich was mit Menschen machen möchte. Jetzt weiß ich, dass ich das kann und freue mich schon drauf.“