Syvia Riegel (li.) ist begeistert von ihren „Lehrlingen“. Gemeinsam mit Emmi Seiter (3.v.re.) hat sie ihnen in ihrer Nähstube in Augsburg-Haunstetten vieles beigebracht. Foto: Caritas.
Augsburg, 13.05.2013 (pca). Nähen und Schneidern ist ein schönes Handwerk. Wer es beherrscht, macht sich frei davon, Kleidung für sich oder seine Familie immer nur kaufen zu müssen. Seiner Familie, aber auch Freunden kann man durch eine geschickte Hand einen Gefallen tun, ja ein schönes Geschenk machen. Wer das Handwerk beherrscht, kann dadurch ein selbständiges Einkommen verdienen - nicht nur in Deutschland, sondern überall in der Welt. Das gilt auch für Flüchtlinge und Asylbewerber, die zurzeit in Augsburg und Umgebung in den Gemeinschaftsunterkünften untergebracht sind, die vielleicht eines Tages wieder in ihre Heimat zurückkehren wollen oder müssen. Die Zentrale Rückkehrberatung Südbayern mit Sitz in Augsburg hat nun gemeinsam mit der Augsburger Schneiderin Sylvia Riegel einen Nähkurs als Qualifizierungsmaßnahme für Flüchtlinge und Drittstaatenangehörige angeboten.
Fünf Frauen und drei Männer aus Afrika, Afghanistan oder Myanmar, dem früheren Burma, griffen sofort zu. An fünf Freitagen lernten sie von zehn Uhr vormittags bis vier Uhr nachmittags Grundschritte des Nähens kennen. So wissen die Teilnehmer nun wie man Reißverschlüsse einnäht, Taschen schneidert und wie man Stoffe für T-Shirts, Kleider oder Jacken nach Schnittmustern zuschneidet und dann auch zusammennäht. Die afghanische Mutter und ihre Tochter machten eine Hose für deren Schwester, der Flüchtling aus Myanmar freut sich über die Trachtenjacke, die er für seine kleine einjährige Tochter geschneidert hat. Und der Asylbewerber aus Nigeria kann stolz sein auf sein zweiteiliges und zweifarbiges T-Shirt.
"Sie sind so wissbegierig. Sie wollen nicht einmal eine Mittagspause machen", schwärmt die Kursleiterin Riegel. Auch die unterschiedlichen Sprache seien kein Problem: "Wir können ja alles direkt mit unseren Händen erklären." Riegels Begeisterung steckte auch Emmi Seiter an, die ihr ehrenamtlich zur Seite steht. Sie beide warben für den Nähkurs. So erhielten sie Stoffspenden und sogar zwei elektrische Nähmaschinen für die TeilnehmerInnen.
Am Ende des Kurses wird sie ihren Kursteilnehmerinnen und -nehmern ein "Näh-Diplom" ausstellen. Zum Nachlesen und zur Erinnerung wird Riegel ihnen aber auch eine Mappe zusammenstellen. Darin finden Sie alle Hinweise auf das, was sie im Nähkurs gelernt haben und wie sie es machen müssen. "So eine Urkunde ist ganz wichtig für die Kursteilnehmerinnen und -nehmer", so Anita Werner, die Leiterin der Zentralen Rückkehrberatung Südbayern in Augsburg. "Wenn sie in ihr Heimatland zurückkehren, können sie leichter einen beruflichen Neustart wagen."