Teilnehmende der Fortbildung zum Thema Interkulturalität im Centro S. Antonio
Kultur ist vielfältig und komplex, die Bildung einer interkulturellen Kompetenz umso wichtiger. Dies zeigte sich auch in der Fortbildung "Interkulturalität in den weiterführenden Schulen" im interkulturellen Begegnungszentrum Centro S. Antonio der Caritas Rheine. Als Referentin war Dr. Mariya Lorke, Trainerin und Coach für interkulturelle Kompetenzen, eingeladen. Die Veranstaltung richtete sich insbesondere an Lehrkräfte, die in den Willkommensklassen der weiterführenden Schulen in Rheine unterrichten.
Der erste Teil der Veranstaltung umfasste theoretische Inhalte zum Kulturbegriff. Dass Kultur in ihrer Diversität alle Bereiche des Lebens durchdringt, zeigt sich etwa mit Blick auf Vorstellungen zu Erziehung und Bildung: Was macht eine "gute Elternschaft" aus? Welche kindlichen Fähigkeiten gelten als förderwürdig? Und inwieweit sollen Erziehungsberechtigte in die schulische Entwicklung ihrer Kinder miteinbezogen werden? Annahmen hierzu unterschieden sich sehr von Kultur zu Kultur. Die Herausforderung besteht darin, diese Hürde der eigenen Realität zu überbrücken, um mehr Verständnis zu erlangen und die interkulturelle Kompetenz zu stärken. "Wir tragen alle die Brille unserer Kultur auf der Nase. Ein wesentlicher Schritt zu interkultureller Kompetenz liegt darin, sich diese kulturelle Brille immer und immer wieder bewusst zu machen", erklärte Dr. Mariya Lorke den Teilnehmenden.
Ein großer Teil dessen, was als Teil von Kultur verstanden wird, ist jedoch unsichtbar. Auf dieser tiefer liegenden und nahezu verborgenen Ebene befinden sich beispielsweise Normen und Wertvorstellungen. In diesem Bereich entstehen Dr. Mariya Lorke zufolge oftmals die Konflikte. Der zweite Teil des Seminars umfasste daher eine gemeinsame Diskussion und praktische Übungen dazu, welche kulturellen Normen und Werte in welcher Ausprägung im schulischen Arbeitskontext wahrgenommen werden. Die Teilnehmenden konnten sich hierbei über ihre individuellen Erfahrungen austauschen.
Kinder, die in ein neues Land immigrieren, erleben in der Regel einen Kulturschock, der durch verschiedene Phasen emotionalen Erlebens gekennzeichnet ist. Ein Verständnis über dieses kindliche Erleben kann Fachkräften dazu verhelfen, das Verhalten von Kindern im (schulischen) Alltag zu verstehen und adäquat darauf reagieren zu können. Vor diesem
Hintergrund umfasste der letzte Teil der Veranstaltung Verhaltensstrategien im interkulturellen Kontakt, welche die Teilnehmenden in Kleingruppen selbst erarbeiteten.
"Das, was ich in der heutigen Veranstaltung gelernt habe, kann ich so in mein morgiges Elterngespräch miteinfließen lassen", erklärte Teilnehmerin Lisa Wernsmann, Fachlehrerin für Deutsch als Zweitsprache und Lehrerin für Kunst und Französisch am Emsland-Gymnasium Rheine. Im Sinne eines guten Umgangs mit dem, was wir Menschen individuell als "fremd" erleben, wünschte Dr. Mariya Lorke allen Teilnehmenden abschließend "mehr Faszination und weniger Angst" in zukünftigen interkulturellen Begegnungen.
Die Veranstaltung war eine Kooperationsveranstaltung des Fachbereichs Schulen, Soziales, Migration und Integration der Stadt Rheine und des Fachdienstes Migration und Integration des Caritasverbandes Rheine. Ziel war es, die Lehrkräfte der Willkommensklassen im Umgang mit den unterschiedlichen Kulturen und Herkünften der Kinder und Jugendlichen zu unterstützen. Für weitere Informationen steht Elke Zeitner, Fachdienstleitung Migration, telefonisch unter 05971 862-334, zur Verfügung.